Ökologische Station "Wendland-Drawehn"

Erkenntnisse zu „Weite-Reihe-Getreide mit blühender Untersaat“

22. Januar 2024 | Landwirtschaft, Naturschutz

Winterweizen in weiter Reihe mit Untersaat. (Foto: Doris Chalwatzis - IFAB Mannheim)

Am 15.01.2024 wurden in Göttingen die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Weite Reihe mit blühender Untersaat“ vorgestellt. Dieses Anbauverfahren wurde in Kooperation mit ca. 60 Betrieben über einen Zeitraum von vier Jahren getestet und hinsichtlich der Biodiversität und Wirtschaftlichkeit bewertet und mit einer Kontrolle (Normalsaat) und einer Weiten Reihe ohne Untersaat verglichen. Die Bedingungen für die Weite Reihe mit blühender Untersaat (WRmU) war ein Reihenabstand von mind. 30 cm, eine Reduzierung der Düngung auf 50-70% und der Verzicht auf PSM und mechanische Beikrautregulierung. Für die Einschränkung der Verunkrautung wurde vor der Getreideaussaat ein blindes Saatbett bereitet, wo die Beikräuter zum Auflaufen gebracht und anschließend gestriegelt oder mit PSM behandelt wurden. Zum Einsatz kamen Sommergerste (SG) und Winterweizen (WW) mit einer reduzierten Saatstärke von 50-70% und eine überwiegend winterharte Untersaat bestehend aus bis zu 15 Arten (hoher Anteil an Leguminosen) mit einer Aussaatstärke von 8-10 kg/ha. Die ökologische Auswertung wurde von der IFAB und die betriebswirtschaftliche Betrachtung von der KTBL durchgeführt.  

Die Ergebnisse bezüglich der Biodiversität sind überzeugend:

  • Die Anzahl der Ackerwildkräuter für Sommergerste war in der WRmU doppelt so hoch wie in der Normalsaat und für Winterweizen sogar 4-mal so hoch
  • Durch die höhere Pflanzenanzahl (Ackerwildkräuter und Untersaat) und die verschiedenen Blühzeitpunkte in der WRmU hatten bestäubende Insekten ein gutes Blütenangebot über die gesamte Vegetationsperiode
  • Die Anzahl der vorgefundenen Arthropoden (hier Spinnen und Insekten) in WRmU war bei SG um 40% und bei WW um 50 % höher
  • Die Anzahl der Arthropoden ≥ 5 mm war sogar 3-mal so hoch in der WRmU (Das ist deshalb interessant, da die Nahrungssuche von Vögeln effektiver wird und somit den Bruterfolg erhöht)
  • Bei den untersuchten Feldvögeln gab es in der Normalsaat z.B. für Fedlerche ca. 50 % weniger Brutvogelreviere als in der WRmU

Andere positive Erkenntnisse sind:

  • Durch den hohen Anteil an Leguminosen in der Untersaat konnten bis zu 50 kg N/ha fixiert werden
  • Bleibt die Untersaat nach der Ernte bestehen, kann die bereits etablierte Deckung andere unerwünschte Arten unterdrücken
  • Wenn die Untersaat als Zwischenfurcht stehen bleibt, ist die Bodenstruktur im Vergleich zu einer normalen Zwischenfrucht durch eine tiefere Durchwurzelung verbessert

Betriebswirtschaftliche Schlussfolgerungen:

  • Die reduzierte Düngung, die geringere Saatstärke und der Verzicht auf PSM haben bei der SG zu einem durchschnittlichen Ertrag von 75% und beim WW zu 77% im Vergleich zur Normalsaat geführt
  • Die Qualität des Erntegutes bezüglich Besatzes und Feuchtgehalt war bei der Weiten Reihe mit gut entwickelter Untersaat niedriger und führte zu höheren Reinigungs- und Trocknungskosten
  • Durch die reduzierte Düngung und Saatstärke fallen die Direktkosten niedriger aus
  • Die Einsparungen bei den Direktkosten können aber durch die geringeren Erträge und damit monetären Leistungen nicht ausgeglichen werden. Durchschnittlich liegt die direktkostenfreie Leistung bei SG 130 – 298 €/ha weniger als bei der Normalsaat und bei WW zwischen 438 – 525 €/ha weniger

Jetzt müssen die Erkenntnisse nur noch in ein attraktives Maßnahmenpaket umgesetzt werden. Der Vorschlag von Teilnehmenden des Projektes war, die Erkenntnisse in eine Öko-Regelung umzusetzen. Der zuständige Vertreter vom BMEL konnte in der Diskussionsrunde am Ende seine Zustimmung für diesen konkreten Vorschlag äußern, wollte aber keine Zusicherung für dessen Umsetzung geben. Bisher gibt es in Niedersachsen nur die Möglichkeit über eine 5-jährige Verpflichtung innerhalb der AUKMS mit der Maßnahme AN 2 - Extensiver Getreideanbau - einen Ausgleich für die Weite Reihe zu bekommen. Die Zahlung für diese Maßnahme (Stand 2023) beträgt für konventionell bewirtschaftete Äcker 627 € /ha und für ökologisch bewirtschaftete Äcker 551 €/ha und kann mit dem Zuschlag A (blühende Untersaat) um weitere 182 €/ha erhöht werden.

Für weitere Infos zur Weiten Reihe:

  • Hier finden sich z.B. auf Seite 23 weitere Handlungsempfehlungen des Projektes für die praktische Umsetzung. (Ein ausführlicher Projektbericht soll ab März auf der Website des IFAB veröffentlicht werden)
  • Hier gibt es einen Videomitschnitt des Vortrags von Michel Allmrodt (Landwirt und Projektpartner) auf der Tagung
  • Hier gibt es die Infos zu den Bedingungen der Maßnahme AN 2

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